Maschinenbruch an einem Dieselmotor

Ein Pleuel hat die Maschinenwanne durchschlagen und irreparabel zerstört. Da das Pleuel die Wanne unmittelbar neben einer Revisionsöffnung durchschlagen hat, konnte die Wanne nicht repariert werden. Dieser Schaden trat nur wenige Betriebsstunden nach einer planmäßigen Revision, die eine Fachfirma durchführte, ein.

imm028Beim eingeleiteten Beweissicherungsverfahren konnten keine Belege für einen Montagefehler nachgewiesen werden. Erschwerend kam hinzu, dass weder Versicherer noch Betreiber bei der Zerlegung des Motors anwesend waren und man nicht feststellen konnte, ob die vom Hersteller geforderten Drehmomente und Einbauhinweise (z.B. Lagerschalenpaare mit gleichen Schlagzahlen) auch eingehalten wurden.

Eine Gewährleistungsforderung des Betreibers gegenüber der Reparaturfirma aus Reparaturauftrag lief ins Leere.
Üblicherweise ist der Verkäufer einer Maschine verpflichtet eine Gewährleistung anzubieten. Gewährleistung bedeutet dabei, dass der Verkäufer dafür einsteht, dass die verkaufte Sache frei von Sach- und Rechtsmängeln ist. Daher haftet der Verkäufer für alle Mängel, die schon zum Zeitpunkt des Verkaufs bestanden haben – auch für solche Mängel, die erst später bemerkt werden.

Irrtümlich wird oft angenommen, dass Maschinenschäden damit komplett vom Verkäufer/ Hersteller übernommen werden. Schäden z.B. durch Bedienungsfehler der Mitarbeiter des Betreibers können grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden. Über die Gewährleistung sind Schäden durch Bedienungsfehler nicht gedeckt – also ausgeschlossen.

Es kann auch vorkommen, dass der Betreiber eine Mitschuld am Schaden trägt, was dazu führt, dass der Betreiber den Sach-Schaden nicht komplett ersetzt bekommt. Der durch den Ausfall von Maschinen im Gewährleistungsfall entgangene Gewinn und die fortlaufenden Kosten sind nicht Bestandteil der Gewährleistung.

Bild: Pleuel mit Kolben

pleuel - 1Der Motor wurde in einer Deponiegasanlage eingesetzt. Hier gelten erschwerte Einsatz-bedingungen die erhöhten Wartungsaufwand begründen. Die Wartungsanleitung des Herstellers wurde eingehalten und auch dokumentiert.
Es wurde das Bedingungswerk AMB91 vereinbart. Das Wirken einer im Bedingungswerk vereinbarten versicherten Gefahr – Ausführungsfehler, Fehlbedienung/ Fahrlässigkeit – ist wahrscheinlich.

Bei Reparaturen kann es zu Einbaufehlern  kommen wie z.B.:

  • es wurden nicht die vom Hersteller vorgeschriebene Drehmomente verwendet.
  • alte (schon gebrauchte)  Bolzen wurden wieder eingebaut
  • Verwendung von nicht OEM bzw. nicht in der EU zugelassenen Bauteilen

Beispiele hierfür :

Kolben Bolzen

Sofern der Nachweis der fehlerhaften Montage gelingt ist die Werkstatt unentgeltlich zur Schadenbeseitigung verpflichtet.

Ähnliche Schadenbilder ergeben sich auch aus folgenden Sachverhalten.

Durch Probleme beim Temperaturmanagement des Motors ist die Kühlung der Kolben nicht mehr gewährleistet. Das führt u.a. zum Abriss des Ölfilms am Kolbenhemd mit der Folge, von Kolbenfressern bis hin zum Bruch des Kolbens und den damit verbundenen frei laufenden Pleuel das den Motor erheblich zerstören kann.

Ebenso waren Wartungsfehler Ursachen für erhebliche Motorschäden. So wurde der Ölwechsel aus Kostengründen mit minderwertigem Öl durchgeführt, was zum „Verharzen“ des Öls führte und zum oben beschriebenen Ausfallbild. Ebenso haben manche Betreiber, das Öl nicht gewechselt, sondern nur aufgefüllt – mit z.T. gravierenden Folgen für den Motor. Hier stellt sich die Frage nach der Vorhersehbarkeit derartiger Schäden, die aus unserer Sicht bejaht werden muss.

Schäden an der Kurbelwelle

Manchmal wird die Kurbelwelle auch bei Pleuellagerschäden in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb wird bei derartigen Motorschäden die Kurbelwelle einer Rissprüfung unterzogen. Es kommt jedoch auch vor, dass die Lagerung bzw. Befestigung der Kurbelwelle Fehler auf weist, wie die folgenden Bilder belegen.

DSC_1040Bruch der Kurbelwellenbefestigung

Beim oben dargestellten Schadenbild kamen mehrere Schadenszenarien in Frage. Naheliegend war, dass die Bolzen nicht ordnungsgemäß angezogen waren, sich lösten und zum Bruch führten. Untersuchungen der Gewindegänge konnten diese Vermutung nicht bestätigen, so dass man davon ausgehen musste, dass es  sich hier um einen Materialfehler eines Bolzens handelt, der seine Funktion nur bedingt erfüllte und eine gegen den Uhrzeigersinn sich entwickelnde Kettenreaktion auslöste.  Dieser Schaden war mit erheblichen Kosten verbunden, da die Kurbelwelle neu gefertigt werden musste.

 

DSC_1039 DSC_1031

Kurbelwellenschaden
Kurbelwellenschaden

 

4 Gedanken zu „Maschinenbruch an einem Dieselmotor“

    1. Hallo Herr Freyer,
      musste erst eine Weile nachdenken, woher wir uns kennen. Bei Fa.Storm hat es dann „Klick“ gemacht.
      Vielleicht ergibt sich ja ein gemeinsames Betätigungsfeld.
      Mit freundlichen Grüßen
      Norbert Huhn

      1. Hallo Herr Huhn,

        das würde mich sehr freuen. Aufgrund ihrer Erfahrung können Sie mir vielleicht in dem einen oder anderen schwierigen Motorschaden weiterhelfen. Nach 1,5 Jahren Selbstständigkeit kann die Erweiterung des Netzwerkes zumindest aus meiner Sicht nicht schaden.

        Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

        Mit freundlichem Gruß

        Lars Freyer

  1. Die regelmäßige Prüfung von Maschinen ist der Schlüssel zum Erfolg und zur Langlebigkeit ihrer Arbeit. Gut zu wissen, dass Riss- bzw. Magnetpulverprüfung das richtige Funktionieren von Kurbelwelle sichern kann. So können auch schwierige Motorschäden vorgebeugt sein.

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